Blog13.04.2023

Geldsorgen machen krank, Kranksein kostet

Verschuldete Personen in der Schweiz leiden unter mehr Stress, Unzufriedenheit und Angst- und Depressionsgefühlen. Das zeigt die Auswertung von Daten einer Längsschnitterhebung bei 20’000 Individuen über fast 20 Jahre (Henchoz, Coste und Herzig). Der Zusammenhang von Geldsorgen, Schulden und Krankheit ist empirisch bewiesen. Auch international: Überschuldung begünstigt psychische Erkrankungen und körperliche Beschwerden. Eine gross angelegte finnische Studie zeigt ein erhöhtes Risiko auch für chronische Krankheiten wie Diabetes, Herzkrankheit und Asthma (IFF Überschuldungsradar).

Verschuldung durch nicht bezahlte Gesundheitskosten

Krank sein kostet. In der Schweiz sind längst nicht alle Kosten über die Krankenkassen gedeckt. Gerade ärmere Haushalte haben zudem aus Spargründen oft hohe Franchisen und müssen im Krankheitsfall einen grossen Teil der Rechnungen selber bezahlen. Ein Drittel der verschuldeten Ratsuchenden hat nicht bezahlte Gesundheitskosten im Schuldenportfolio. Durchschnittlich 3227 CHF (SBS Statistik). Um Schulden zu vermeiden, verzichten Betroffene oft auf eine Behandlung. 

Nicht-Bezug von Gesundheitsleistungen

Ein Forschungsteam der Universitätskliniken Genf untersuchte im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) den Verzicht auf ärztliche und zahnärztliche Leistungen. Dabei zeigte sich, dass sozioökonomisch benachteiligte Personen besonders häufig Gesundheitsleistungen nicht in Anspruch zu nehmen. Dieser Verzicht kann negative gesundheitliche Folgen nach sich ziehen und die Lebenssituation der Betroffenen verschlechtern. Der Bericht empfiehlt daher, auf verschiedenen föderalen Ebenen Massnahmen zu prüfen.

Den Teufelskreis durchbrechen

Aus Sicht der Schuldenberatung ist klar: Es braucht realistische Sanierungs-Möglichkeiten, um aus der Schuldenspirale herauszukommen. Der Teufelskreis von Schulden und gesundheitlichen Problemen führt zu zu hohen persönlichen und gesellschaftlichen Kosten. Das Gemeinwesen, die Kantone und Gemeinden haben deshalb ein grosses Interesse, dass die Revision der Sanierungsverfahren umgesetzt wird und mehr Menschen die Chance auf einen Neustart erhalten.

(Autor: Pascal Pfister)

 

zurück