Blog22.11.2021

Tagung: Verschuldet in der Sozialhilfe

Beim Sprechen über Schulden werden oft Klischees bemüht.

Das Forschungsteam der FHNW präsentierte am 7. Oltner Verschuldungstag die Ergebnisse der Nationalfonds-Studie «In der Sozialhilfe verfangen». 60.3% der befragten Sozialhilfebezüger:innen haben Schulden. An der Tagung ging es aber auch um Klischees, welche die Armutsbekämpfung im Bereich der Schulden erschweren.

Im Rahmen der SNF-Studie wurden über 1000 Sozialhilfebezüger:innen befragt und 26 qualitative Interviews mit Mitarbeitenden von zwölf Sozialdiensten durchgeführt. Aufgrund ihrer Forschung formulierten Uriezza Caviezel und Valentin Schnorr als Thesen, dass der Bezug von Sozialhilfeleistungen für die Betroffenen nicht zwingend zu einer Stabilisierung ihrer Finanzen führe. Diese seien zur nachhaltigen Bewältigung von Armut und Verschuldung auf Budget- und Schuldenberatung im Rahmen der Sozialhilfe angewiesen. Und: Wer eine nachhaltige Ablösung von Betroffenen aus der öffentlichen Sozialhilfe anstrebe, müsse das Thema Schulden angehen.

Mehr zur Studie hier.

Verschuldung im Nebel von Tabu und Klischee

In seinem Einstiegsreferat zeigte Hugo Fasel an einem beispielhaften Zitat, mit welchen Klischees verschuldete Personen zu kämpfen haben:

«Wer am Wochenende seinen geleasten «Sportcharre» durch die Quartiere und Strassen jagt und röhren lässt, ist selber Schuld, wenn er Schulden hat und überschuldet ist.»

Auch sei für die Betroffenen selbst Verschuldung oft ein Tabu, über das man nicht gerne spreche. Deshalb sei der Schlüssel für die Verbesserung der Situation die Kommunikation.

Aktive und passive Verschuldung

Einen wichtigen Beitrag dazu lieferte Paola Stanic von der ARTIAS: Sie unterscheidet zwischen aktiver und passiver Verschuldung. Dabei zeigte sie auch mit der Statistik von Schuldenberatung Schweiz, dass ein grosser Teil der Betroffenen nicht durch ein Leben über den Verhältnissen, sondern durch mehr oder weniger unvorhersehbare Änderung ihrer Lebenssituation in die Verschuldung geraten.

Der Frage, wie für Armutsbetroffene ein Ausweg aus der Schuldenfalle gefunden werden kann, widmete sich zum Abschluss ein Podium. Die zur Zeit vorbereitete Revision des Bundesgesetzes über Schuldbetreibung und Konkurs (SchKG) bietet dazu eine Möglichkeit, die es zu ergreifen gilt.

Tagungs-Webseite

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