Blog05.10.2022

Wohlstand auf Abruf: Schulden können jede und jeden treffen

In der Schweiz zählen sich die allermeisten Menschen zum Mittelstand. Ein sicheres Einkommen sorgt für ein Leben in Wohlstand. Verschuldung scheint keine Gefahr zu sein. Aber der Schein trügt: Schulden können jeden und jede treffen.

Vielmals stehen kritische Lebensereignisse am Anfang einer Überschuldung: Der Verlust der Arbeitsstelle, gesundheitliche Probleme oder eine Trennung (vgl. SBS-Statistik). 

Geht die Liebe, drohen Schulden

Geht die Liebe, droht die Armut, berichtet Caritas Zürch und porträtiert zwei konkrete Fälle. Scheiden macht arm, schreibt der Beobachter. «Das Zerbrechen der Familie ist vor allem für alleinerziehende Mütter ein Armutsrisiko. Doch eine Scheidung kann auch Männer in den Ruin treiben.»

Dasselbe gilt für eine Krankheit oder einen Unfall. Zurich hat 6000 Menschen zur Einkommensabsicherung im Fall von Krankheit und Unfall befragt. Die Antworten zeigen, dass die Mehrheit der Befragten ihre Risiken unterschätzen. 

Der Fahrstuhl führt auch nach unten

Einkommensmobilität kennt nicht nur eine Richtung. Sie kann, gerade nach kritischen Lebensereignissen, genauso nach unten führen. Der Wohlstand des Mittelstandes gilt nur auf Abruf, wie die Darstellung des Bundesamtes für Statistik zeigt.

Aber ich doch nicht?

Die Wissenschaft behandelt auch den Zusammenhang von Verschuldung mit Persönlichkeitsmerkmalen, fehlender Finanzkompetenz, Impulsivität und psychologischen Faktoren. Die Erkenntnis: Sozioökonomische und psychologische Faktoren gehen oft zusammen, z.B. der «Tunnelblick» als kognitive Folge von Knappheit.

Psychologische Faktoren schlussfolgert Felser in seinem Beitrag für einen Sammelband, «sorgen durchaus dafür, dass Menschen gegenüber Überschuldung vulnerabler werden. Mindestens genauso wichtig sind aber die strukturellen Rahmenbedingungen. (…) Und mancher, der sich aufgrund seiner kognitiven und motivationalen Ausstattung vor diesem Problem sicher wähnt, kann bei entsprechend kritischen Rahmenbedingungen durchaus selbst betroffen werden.»

(Autor: Pascal Pfister)

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