Blog27.02.2025

Buy now, pay too much

Wie TWINT Menschen in die Schuldenfalle lockt.

Jonas ist 19 Jahre alt. Er hat bereits einen Lehrabbruch hinter sich und ist verschuldet und hatte eine Beistandschaft. Mit Hilfe einer Schuldenberaterin kam er wieder auf die Beine. Er hat eine neue Lehrstelle und verdient 1400 Franken. Die Zeichen standen gut.

Dann kam der Schock: Jonas hat das «buy now, pay later»-Angebot von Twint benutzt und innerhalb von drei Monaten erneut 3000 Franken Schulden angehäuft. Die Zahlfrist von 30 Tagen konnte er nicht einhalten. Und weil Swissbilling auf jede der vielen kleinen Rechnungen mindestens 30 Franken Mahngebühr draufschlägt, belaufen sich die Schulden von Jonas jetzt auf 4500 Franken. Innert kurzer Zeit sind seine Schulden um die Hälfte angewachsen!

Unter dem Radar des Konsumkreditgesetzes

Swissbilling ist eine Tochterfirma der Cembra Money Bank. Sie steckt hinter dem «buy now, pay later»-Angebot von Twint. Die Vergabe von Konsumkrediten ist in einem eigenen Gesetz geregelt. Dieses gilt aber nur für Beträge über 500 CHF und bei einer Rückzahlungsfrist von mehr als drei Monaten. Das Twint-Angebot fliegt unter dem Radar des Konsumkreditgesetzes, da die Zahlung innert 30 Tagen fällig ist.

Vor einer Kreditvergabe muss der Kreditgeber die Tragfähigkeit prüfen. Kann der Kredit nicht in 36 Monaten zurückbezahlt werden, dann darf er nicht vergeben werden. Daran muss sich Swissbilling nicht halten. Die Firma verweist zwar in ihren Geschäftsbedingungen auf eine Kontrolle der Zahlungsfähigkeit. In der Praxis, so zeigt aber das Beispiel von Jonas, erhalten auch Menschen den faktischen Kredit, welche sich diesen gar nicht leisten können.

Kunden werden in die Mahngebührenfalle gelockt

Um auf Rechnung zu bestellen, muss man bei Twint nur eine Einstellung einschalten. Die Folgen sind wohl den wenigsten bewusst. Werden die Zahlungsfristen nicht eingehalten, dann wird bereits für die erste Mahnung eine Gebühr von mindestens fünf Franken erhoben und mit jeder weiteren Mahnung beinahe verdoppelt. Damit verteuert sich der Einkauf in Kürze massiv. Jonas schuldete in Kürze 150 Prozent des Betrages der bezogenen Leistungen.

Jonas hat nicht viel nachgedacht. Er ist aber auch ein leichtes Opfer. Das Gesetz hat ihn nicht geschützt und schon steckt er in der Schuldenfalle. Seine Bestellungen haben sich schnell verteuert und er bezahlt dafür einen hohen Preis. Definitiv einen zu hohen. Es braucht einen besseren Schutz. 

Autor: Pascal Pfister / Bild: Yaryna Bondarchuk

 

 

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